Nun, es geht mir hierzu einiges durch den Kopf und folgende Zeilen können sehr leicht falsch verstanden werden:
Es gibt natürlich noch keine klaren Fakten, nur Vermutungen - aber das ist eigentlich völlig egal, ob nun Islamist oder Nazi - denn die Frage, die sich stellt ist einfach "Warum?"
Warum bewaffnet sich ein Mensch, geht auf die Straße und schießt um sich? - Was treibt einen Menschen dazu, so radikal und rücksichtslos zu handeln? Ich kann hier nur Vermutungen anstellen, aber es ist recht "simpel".
Angst und Vernachlässigung sind hier 2 konkrete Schlagworte. - Angst, nicht gut genug zu sein, vernachlässigt von der Familie, von Freunden, Lehrern, nie gut genug zu sein. Wie fühlt sich das für einen Menschen an, immer nur die zweite Geige zu spielen, wenn andere - die eigentlich das gleiche tun - immer bevorzugt werden? Das frustriert und man möchte ausbrechen, man möchte verstanden und gehört werden - aber es hört ja kaum einer zu und wenn doch, dann wird man missverstanden, nicht ernst genommen oder in eine Schublade gesteckt.
"Ich war in Behandlung..." - Hier kann ich ein wenig selbst aus Erfahrung sprechen, in "Behandlung" bin ich ja schließlich auch, hat das selbst jemand mal gehabt und mit einem anderen drüber gesprochen? Wie schnell man hier als "Krank" abgestempelt wird und dadurch angeschaut wird wie ein wahnsinniger, was man sich dann anhören darf, das wegzustecken ist teilweise einfach ein Kraftakt.
Es wird berichtet, dass es sich um einen "ruhigen Mitschüler" handelt - was heißt das? Ruhig im Sinne von unauffällig, oder ruhig im Sinne von schweigsam, zurückhaltend, in sich gekehrt? Sollte letzteres eintreffen, so ist eine Opferrolle quasi vorprogrammiert, also Mobbing? Hat das mal jemand mitgemacht? Rechnen wir dann hinzu, was ich oben bereits erwähnt habe, dann ist da mit 18 Jahren einfach ein Ausmaß gegeben, welches sich hier kaum einer vorstellen kann.
Wir fassen also kurz zusammen, was ein Auslöser sein kann:
Zwischenmenschlich nicht anerkannt, vielleicht auch die schulischen Leistungen nicht so gut. Gesellschaftlich eher ausgeschlossen, weil keine Ahnung, wie man "gut genug" sein kann und sich mit Menschen anfreundet. Dargestellt als scheiß Kanacke (Deutsch-Iraner nach jetzigem Info-Stand), vorverurteilt. Als Krank hingestellt und somit quasi völlig allein. Was ist daraus die Konsequenz? Irgendwie muss man beachtet werden, gesehen, "geschätzt" und wenn es nur negativ ist.
Es wird ein Mensch in die Enge getrieben, er wendet sich an etwas, das ihm Anerkennung verschafft, es könnte der IS sein, der ihm vorhält, er würde alles kriegen, Ruhm, Ehre, Rache, Frauen. Oder die NPD, die ihm zeigt, dass das Problem bei den Flüchtlingen liegt, bei den Türken oder bei sonstigen Menschen, die weg müssen, damit es dem Land und auch ihm wieder besser geht.
Wem schenkt man glauben, wenn einfach alles auf einen einprügelt, wie geht man vor? Wendet man sich an diejenigen, die einem Vernunft predigen, aber bei der Bitte um Hilfe nur ein "jetzt nicht" vorhalten, oder glaubt man denen, die einem vermeintlich zuhören und dubiose Informationen zukommen lassen?
Kurzfassung: Zu wem fühle ich mich aktiver hingezogen, wenn ich Bedürfnisse habe - zur Ablehnung oder zur Akzeptanz? Ich tippe auf letzteres.
Fazit also: Dieser Mensch hat einen "Grund" gehabt, wieso er so handelt, auch wenn das nichts rechtfertigt, es kann Angst, Verzweiflung oder sonst etwas sein, aber er hatte einen Grund. Es gab für diese Tat einen Auslöser, der sicher verhindert hätte werden können.
Wie geht das nun weiter?
Es kann in der Tat dagegen etwas unternommen werden und das Schlüsselwort ist hier Menschlichkeit, denn Ablehnung und Ausgrenzung, Profilierung und Co säen Frust, sei es nun im Sport, der Musik, Politik oder sonstigen Themen, das ist vollkommen egal - denn Menschen sind unterschiedlich und fassen Dinge vollkommen unterschiedlich auf. (Bsp. Ich fühle mich von diversen Kommentaren zu meinen Postings hier direkt angegriffen, was mich sehr anpisst, wahrscheinlich sind diese Aussagen aber nicht mal im Ansatz so gemeint, hier liegt aber ein Problem in der Kommunikation vor - umgekehrt ist es allerdings genauso...)
Es geht um Rücksicht und das Mitdenken, "was kommt wie bei dem Anderen an? Was löst es aus?". Schwierig ist hier jedoch der Faktor, dass es viele Kulturen gibt, viele Sprachen, viele Bildungsstände etc - und ganz ehrlich: ich komme hier nicht wirklich zu einem Ergebnis und könnte noch ewig weiter schreiben - ich hoffe man versteht den Standpunkt.
Zum Schluss:
Irrelevant "warum" das passiert ist, ist es dramatisch, schmerzhaft und einfach tragisch. Sollte hier jemand betroffen sein, wünsche ich dieser Person natürlich sehr viel Kraft.