Motiviert durch den Sziget-Bericht von
@Balu hau ich hier auch mal noch ne Review raus.
Immerhin war ich seit 2012 nicht mehr in Wacken, seitdem hat sich schon einiges geändert..
An- und Abreise
Bin mit dem Zug aus Würzburg angereist, die restliche Truppe kam mit 2 Autos aus Hessen. Das Kurioseste am gesamten Wochenende gleich vorab: ich musste in sechs verschiedene Züge steigen, und
alle waren pünktlich.
Kaum am Bahnhof in Itzehoe angekommen, stand auch schon ein Shuttlebus nach Wacken bereit. Selbiges galt für die Rückfahrt, nahezu keine Wartezeit. Das Shuttleticket für das gesamte Wochenende (beliebig viele Fahrten) kostete 10 Euro, was bei einer Fahrzeit von ca. 20 km pro Strecke echt okay ist. Die Shuttlebusse in Wacken haben auch direkt am Einlass gehalten, besser geht's halt nicht.
Ich kann also nur empfehlen, mit den Öffis anzureisen (sofern ihr Leute habt, die ein Teil eures Gepäcks transportieren). Meine Mitcamper haben auf der Rückfahrt ewig gebraucht, da bis hinter den Elbtunnel alles dicht war..
Die Bändchenvergabe ging auch sehr zügig, für schmale 1,50 € gab es ein dickes Programmheft mit allen relevanten Infos. Der kostenlose Metalbag hatte ein paar nützliche Dinge (Ohropax, Regencape, Müllbeutel..), aber auch viel sinnlose Werbung als Inhalt. Ich möchte nicht wissen, wie viele der Beutel nach oder noch während des Festivals im Müll landeten. Hätte nichts dagegen, wenn man für ihn in Zukunft ein bisschen Geld verlangt, dafür den Werbemüll raus lässt und ggf. weniger produziert.
Campground
Campen am Auto ist einfach purer Luxus, man hatte auch mehr als genügend Platz für Pavillon und Zelte. Unser Campground (M) war schon weit hinten, trotzdem war man binnen einen Wegbiers (ca. 15 Minuten) beim Einlass zum Infield. Die Plätze waren auch gut ausgeschildert, selbst für orientierungslose wie mich war betrunken bei Dunkelheit das Zelt leicht auffindbar. Die Nachbarn waren auch alle sehr entspannt, wie überhaupt das Publikum nicht vergleichbar mit Rock im Park ist. Bis auf ein großes Camp, in dem u.a. Andreas Gabalier lief, sind mir keinerlei nervige Leute aufgefallen. Die Camps waren auch viel sauberer als bspw. im Park.
Sanitäre Anlagen
Es gab kostenlose Gruppenduschen, bei denen zumindest ich nie warten musste. Bei den Spültoiletten nebenan hingegen war immer ne mega lange Schlange. Allgemein hätten ein paar mehr Dixis nichts geschadet, gerade für die weiblichen Besucher war es von unserem Camp aus schon ein recht weiter Weg und dann mitunter noch ne Wartezeit von 10-15 Minuten..
Bei den Bühnen gab es ausreichend Dixis/Pissoirs. Spültoiletten waren ebenfalls relativ zahlreich vorhanden, diese wurden auch häufig gereinigt und waren entsprechend immer in gutem Zustand. Eine Schlange gab's hier mit fortschreitender Tageszeit natürlich trotzdem.
Gelände
Direkt an der Bändchenvergabe gab's den Kaufland Metal Markt. Von der Größe ähnlich zum Lidl Rockshop, auch das Sortiment war vergleichbar. Galt leider auch für das Bier, ebenfalls nur Becks (immerhin auch in der Gold-Version) im Angebot. Preise wie im normalen Supermarkt.
Rundum gab es zahlreiche kleine Stände mit allem möglichen Kram, geshoppt hab ich dort aber nicht. Irre war btw. die Schlange beim Stand mit Wacken-Merch, hatte da aber eh kein Interesse dran..
Der Einlass zu den Bühnen ging zu jeder Tageszeit sehr zügig, die Securitys waren durchweg super drauf. Hab kein einziges negatives Erlebnis gehabt.
Das Bühnengelände ist schon beeindruckend. Insgesamt gibt es mittlerweile acht Bühnen. Die im Wechsel bespielten Hauptbühnen (Faster + Harder) sind super. 15 Minuten zwischen den Bands für Klo/Bier etc., keine Wellenbrecher und trotzdem nie Gedränge. Man konne zu jeder Zeit zumindest an den Seiten nah zur Bühne laufen. Einzig die Position der Louder Stage ist nicht optimal, zumindest wenn man links davon stand gab es schon immer etwas "Soundmatsch" mit der parallel spielenden Faster Stage. Das Bullhead Zelt ist unglaublich riesig, auch hier gibt es zwei im Wechsel bespielte Bühnen. In einem kleineren Zelt befindet sich die neue History Stage (ist btw. die originale Bühne vom ersten Wacken), wo vor allem das Metal Battle stattfand. Dazu noch das Wackinger Village mit Wackinger Stage, der coolen Wasteland Stage und jede Menge Essen und irgendwelchen Special Shows. Abgesehen von Wackinger und Wasteland Stage gab es überall Bildschirme (auch außerhalb der Zelte), sodass man auch draussen bzw. von weiter Entfernung ganz entspannt die Shows verfolgen konnte. Warum die Leinwände bei der Mainstage aber im Hochformat filmten, erschloss sich mir nicht.
Essen und Trinken gab es zu normalen Festivalpreisen (0,4 Ltr. Beck's für 4 €) und war qualitativ auch absolut okay. Highlight für mich mal wieder der Barbarenspieß. Rechts von der Wackinger gab's zudem nen Beck's-Stand mit Spezialsorten, insbesondere das Lager konnte man echt gut trinken, obwohl es aus der Flasche kam.
Lineup
Zunächst einmal ein großes Lob für das Metal Battle. Kleineren Bands aus der ganzen Welt wird hier auf einer eigenen Bühne ne Plattform geboten. Habe dadurch echt viele gute Künstler aus diversen Ländern kennengelernt. Ein weiteres Lob gibt's für die Spielzeiten der Bands. Selbst am Mittag durften die Künstler auf den großen Bühnen schon ne Stunde zocken, weniger als 45 Minuten hatte meines Wissens nach keine Band zur Verfügung. Ebenfalls bemerkenswert, wie voll es zu jeder Tageszeit bei jeder Bühne war.
Highlights:
- Parkway Drive: habe mich zuvor bewusst nicht spoilern lassen und war absolut geflasht von der Performance. Nochmal eine deutliche Steigerung zum Full Force vergangenes Jahr. Man hat auch gemerkt, wie vor allem Winston von der Kulisse überwältigt war. Nicht mehr lange, und die headlinen auch im Park. Völlig zurecht, zuvor wäre aber eventuell eine Europa-Pause (zumindest was Fesivals angeht) angebracht.
- For I Am King: die Wasteland Stage hat echt ein cooles Setup und es waren viel mehr Leute als erwartet vor der Bühne. Hat richtig Spaß gemacht.
- Emil Bulls: Nummer 18 war mein mit Abstand frühestes Bulls-Konzert bisher (Beginn: 12 Uhr), hat aber trotzdem wie immer richtig Bock gemacht.
- Jinjer: es war noch nicht mal 12 Uhr und dennoch war es vor der Louder Stage schon richtig voll. Zum ersten Mal live gesehen und von der Stimmtgewalt der Sängerin absolut begeistert gewesen. Am Donnerstag geht's zum Einzelkonzert.
- Slayer: der Auftritt im Park hatte mich noch etwas mehr geflasht (war da aber auch viel näher an der Bühne), dennoch ein starkes Abschiedskonzert.
- Vane: Metal Battle Sieger aus Polen, Fans von Lamb of God oder Ektomorf sollten da mal dringend reinhören. Sind im Voting der Jury auch verdientermaßen auf Platz 5 gelandet.
- Prophets of Rage: auch wenn diesmal kein Gastauftritt von Serj dabei war, hat es richtig Spaß gemacht. Hätte nicht zwingend erwartet, dass sie das Publikum in Wacken so dermaßen mitreißen - v.a. natürlich bei den RATM-Klassikern aber auch Cypress Hill wurde mächtig gefeiert.
- Frog Leap: normalerweise steh ich nicht so auf Coverbands, aber dieser Typ ist einfach irre gut. Leider durfte er erst als letzter Act am Sonntagfrüh um 2 Uhr ran, dennoch war das nochmal ne richtig fette Party und ein großartiger Abschluss.
Zwei kleine Kritikpunkte noch: am Mittwochabend waren "The Sweet" im Zelt angesetzt, da die Hauptbühnen noch nicht bespielt wurden wollte diese doch recht populäre Rockband geschätzt die Hälfte der Festivalbesucher sehen. Logisch: das Zelt musste trotz seiner Größe frühzeitig dicht gemacht werden. Das war ne absehbare Fehlplanung der Spielplangestalter, so 'ne Band gehört auf die großen Bühnen oder in's Zelt während parallel andere bekannte Künstler spielen.
Zudem musste das Festivalgelände am Freitag evakuiert werden, was bei drei Gewitterzellen um Wacken nachvollziehbar ist. Die Kommunikation, was Fortsetzung des Programms und die geänderten Spielzeiten angeht, war allerdings doch sehr ausbaufähig. Die Bands fingen einfach wieder an zu spielen, als wir noch am Zelt saßen und noch keinerlei Info diesbezüglich hatten. Auch standen wir später im Bullhead Zelt, und bekamen völlig überraschend "Die Happy" statt "Nasty" vorgesetzt. Aber ist zugegeben auch sehr schwierig, sowas so kurzfristig zu organisieren. Immerhin wurde versucht, noch alle ausgefallenen Bands im Laufe des Tages auf einer anderen Bühne unterzubringen.
Fazit
Von der Organisation her das wohl beste Festival, was ich bislang besuchen durfte. Es gab ja viele Leute, denen für ein Jubliäum der richtige Kracher fehlte. Ich kann diese Kritik bei ca. 300 Acts - darunter viele der aktuell angesagtesten Metalbands aber auch einigen genreprägenden Klassikern - nicht nachvollziehen. Bands wie Parkway Drive oder Sabaton (nur sehr kurz geguckt) lieferten Shows ab, mit denen sie jedes Metalfestival headlinen könnten. Vor dem Hintergrund der Bandanzahl, der großartigen Organisation und der Tatsache, dass man von Montag bis Sonntag campen darf, finde ich auch den Preis gerechtfertigt. Ob man jetzt nochmal auf 240 € erhöhen musste, sei dahingestellt..
Hab mir allerdings (noch) kein Ticket für nächstes Jahr geholt, da ich 2020 mal andere Festivals (v.a. Summer Breeze) testen möchte, wird aber mit Sicherheit nicht mein letzter Besuch auf dem Holy Ground gewesen sein.
P. S.: Das Wetter war super und null Schlamm.