Festivalguide

god of thunder

Parkrocker
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Hallo zusammen, da ich mich übers Jahr immer mal wieder in dieses sympathische Forum verliere, habe ich beschlossen einen Festivalüberlebbensguide hier zu veröffentlichen.

Da dieser recht lang ist, werde ich in unregelmäßigen Abständen je einen Abschnitt hier posten. Dies soll so eine Art Testdurchlauf für Verbesserungen sein, also Kommentare, Kritik und Verbesserungsvorschläge sollen durchaus gepostet werden.

Der Guide ist im Laufe vieler Jahre entstanden und soll natürlich weiter verbessert werden. Man beachte bitte, dass man ihn für den privaten Gebrauch lesen darf, aber bitte nicht anderweitig veröffentlichen.



Der ultimative Festivalguide:

Vorwort:
Da Festivals vor allem für Einsteiger oft unliebsame Überraschungen bereit halten, möchte der ich meine über Jahre hinweg gesammelten Erfahrungen mit der jüngeren Festivalgeneration teilen. Auf nicht (ganz) ernstzunehmende Art und Weise soll im folgenden der Versuch unternommen werden, den geneigten Festivalbesucher auf alle möglichen Schwierigkeiten vorzubereiten. Neben obligatorischen Do`s and Don`t`s soll generell ein Überblick über die Eigenheiten von Festivals gegeben werden. Der Guide ist zumeist von eigenen Erlebnissen geprägt (die zumeist nicht mehr ganz nüchtern wahrgenommen werden konnten, deshalb kein ausschließlicher Wahrheitsanspruch!!) bzw. von Erfahrungen meiner seit 10 Jahren bestehenden Festivalcrew zustande gekommen.
Für Verbesserungsvorschläge, Korrekturen der sicherlich zahlreich vorzufindenden Rechtschreibfehler und bei Gefallen dem Zusenden einer Palette Bier bin ich schon jetzt dankbar. Falls sich jemand beim Lesen des Festivalguides in seinen Gefühlen verletzt fühlen sollte, möchte ich mich schon jetzt dafür entschuldigen, man möge mir mangelnde Objektivität in einigen Bereichen verzeihen.
Desweiteren bitte ich darum mich um Erlaubnis zu fragen, falls man den Guide vervielfältigen, bzw. anderweitig veröffentlichen möchte.


Kapitel 1: Die Vorbereitung auf`s Festival
Auf ein Festival zu gehen will wohl durchdacht sein. Alle Eventualitäten müssen intensivst, zuerst bedacht, dann diskutiert, dann beschlossen und zu guter letzt mit ein paar Bier besoffen werden.
Wenn Ihr euch schließlich entschlossen habt, dass 2 Wochen Mallorca euer Budget überschreitet, ihr es aber trotzdem bei Mama nicht mehr aushaltet, sollten folgende Punkte bedacht werden:

Topic 1.: Auf was für`n Festival will ich denn eigentlich ?

Tja das kommt ganz auf den Musikgeschmack an. Wenn du gerne zu lustigen Mickey Mouse Technomelodien und 430 BPM abrockst, dann solltest du vielleicht eher nicht auf`s Full Force gehen, oder auf`s Wacken, oder zu Rock am Ring, oder zum Southside.... Ach dann geht ihr am besten nirgendwohin, euch will da eh keiner, bleibt daheim in eurer Dorfdisko bei DJ Schlumpfo Schranz.

Alternative 1:
Für Freunde des gepflegten Headbangens, sprich sich bei auf Hörsturzlautstärke gespieltem Death/Ultra/Dark, und Heavy Metal, die Köpfe aneinanderzurennen und sich gegenseitig die Rippen zu brechen seien das Full Force und das Wacken Open Air empfohlen.

Alternative 2:
Das ist nichts für dich, weil du ein a) Weichei, bist b) bei langhaarigen Idioten die auf Instrumenten herumspringen Kopfschmerzen kriegst oder c) es dir deine Mami oder dein Schatzi verboten haben ? Tja dann solltest du dir vielleicht eine andere Mama suchen oder zu Rock am Ring / Rock im Park gehen. Das kennt dein Opa aus RTL 2, zu seiner Zeit wäre das allerdings als Kriegsschauplatz bezeichnet worden. O.g. Festivals bestechen durch ihre schiere Größe, je nach Jahr 3 bis 4 Bühnen, also für jeden Geschmack etwas (nur für Schlumpfo Schranz nicht....) und solide Planung, Organisation etc. Falls mal ein Headliner ausfallen sollte, für den ihr gut 50 € bezahlt habt, keine Angst dann gibt’s ein großes Feuerwerk und ein ganz Kleiner darf mal auf einem ganz großen Headlinerplatz spielen.....

Alternative 3:
Nein das ist dir zu kommerziell ? Och jetzt seh das doch nicht so eng..... Aber gut du könntest natürlich noch auf das 2. große Festival gehen, nämlich das Hurricane / Southside. Das ist nicht ganz so teuer, dafür spielen dann auch Headliner die man nicht ganz so kennt. Das macht aber nichts, weil bei diesen Festivals sowieso eh alle etwas langhaariger und mehr auf Drogen, sprich „alternativer“ sind.

Alternative 4:
Du magst zwar das Ganja ziehst dir aber auch ganz gerne viel zu große und weite Hosen an ? Gold und Silberketten liebst du sehr, kannst`s auch gut gebrauchen? Du bist der festen Überzeugung, dass dein Vater eigentlich DMX und deine Mutter Queen Bitch sind ? Deine Weißbrotfarbene Hautfarbe erklärst du folgendermaßen; als Kind wurdest du nach Grönland zur Adoption gegeben....
Dann solltest du auf`s Splash gehen, da gibt’s tausende von kleinen Eminems und auf der Bühne stehn die Ruff Ryders, und ansonsten viele lustige Deutsch HipHopper, die zwar nicht ganz so cool sind, aber in deinem Heimatort Hintertenzlingen West, gibt’s schließlich auch ein Ghetto voller Gangschta.

Alternative 5:
Du magst keine behaarten Frauen ? Und du bist so ein richtiger Festivalyuppie ? Dann geh doch weg, und zwar ins Ausland:
Roskilde, Dänemark verspricht ein hervorragendes Lineup, 1 Woche einen herrlichen Mix aus karibisch-grönländischem Wetter und Bier bei dem man sich nach nur 3 Dosen schon übergeben kann ( diese 1,5 Liter Dosen Tuborg). Außerdem zählt Roskilde seit Jahren zu den sichersten Festivals überhaupt, da ist noch nie nix passiert.....

Pukkelpop, Belgien: Durch deine intensiven Experimente mit Marihuana bist weit geöffnet für alle möglichen Musikarten. Dann ab ins liberale Belgien. Das beste ist, du musst da noch nicht mal drauf sein, das kommt von ganz alleine. Nachts siehst du einen brennenden Mad Max und einen totally stoned JXL der im mit Leuchtfarben bemalten Dancezelt die naßgeschwitzten, dampfenden, heißen und willigen Körpern von süßen 16 bis 18 jährigen belgischen Mädchen zur Ekstase anheizt ( der Autor lässt sich hier von seinen Erinnerungen hinreißen)......
Außerdem kann sich das Pukkelpop damit rühmen die sympathischsten Zeltplatzbesitzer zu haben, die Montag morgens mit Bulldozern die Zelte und mit Eisenstangen deren Besitzer zusammenschieben...

Pepsi-Sziget, Ungarn: Da kannst du bequem in lockeren 16 Stunden mit dem Zug hinfahren oder aber hinfliegen. Mit dem Auto kommst du zwar hin aber ohne halt nicht mehr zurück...
Dafür entschädigt dich eine absolute fette Partyinsel im wunderschönen Budapest. Bier ist ganz billig, genauso wie die hübschen Ungarinnen, die man zwar nicht versteht, aber das macht ja nix. Du wirst zwar 96 Prozent der Bands nicht kennen und ukrainischer Punk Rock wird dir für immer verschlossen bleiben, aber das macht auch nix, hier geht es ja schließlich um eine Lebenseinstellung. Und für das perfekte Open Air Festival Feeling ist das Sziget bestens geeignet.
 

puni

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hey echt net schlecht! bis jetzt hört sichs genial an!
 

god of thunder

Parkrocker
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Naja, ich will mal nicht so sein...deshalb heute schon Kapitel 2...mehr gibts aber definitiv erst morgen :)

Kapitel 2: Das Packen

Du hast dich entschieden ? Toll ! Jetzt geht es an den stressigen Teil, der aber wenn du organisiert bist im Handumdrehen erledigt ist.

Zuerst einmal kann man seine Packliste in 3 ungefähr gleich wichtige Teile trennen:
1. Humankapital
2. Sachkapital
3. monetäres Kapital

Zu 1.: Sicherlich der problematischste Teil der Packliste, da wenn du einmal jemanden „eingepackt“ hast, du ihn hinterher nicht mehr entsorgen kannst. Überlege dir also genau mit wem von deinen Kumpels du es 4 Tage lang aushalten kannst. Kriterien hierfür sind im Allgemeinen: Schnarcht er/sie? Säuft er mehr als du? Hat er/sie ungefähr den gleichen Musikgeschmack, oder hört er/sie lieber peruanische Hirtenmusik ? Ist er/sie ein Gewinn für die Gruppe, oder ist er/sie die Art von Sozialschmarotzer, die schon im Auto sternhagelvoll ist und den Rest der Zeit keinen Finger (mehr) krumm macht..
Im Allgemeinen schrumpft die Liste der Kandidaten je nach Freundeskreis auf 1 bis 140 Leute zusammen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt: Nehme ich einen potentiellen Sexualpartner mit ?
a) ja, weil ich ohne mein Gegenstück nicht darf oder will
b) ja, weil ich so schüchtern bin dass ich mich bevor ich jemanden fremdes anspreche erst ins
Koma saufen muss
c) egal wen ich mitnehme ich muss eh mit ihm/ihr in einem Zelt schlafen und da kann ich für
nichts garantieren.
d) Ich bin doch nicht blöd. Mein(e) Partner/in nervt mich eh den Großteil meines Lebens,
fehlt bloß noch das wir heiraten.
e) Nein, da fühl ich mich in der Auswahl meines One Night Stands dann stark beobachtet und
unter Druck gesetzt... ( man beachte Kapitel 9)

So nachdem das nun geklärt ist, wirst du i.d.R. mit 3 bis 9 deiner besten Freunde fahren.
Zu 2 Sachkapital:
Prinzipiell besteht zwischen 2 (Sachkapital) und 3 (Geldkapital) ein geometrisch degressiver Zusammenhang. Je weniger Zeug du mitnimmst umso mehr Geld brauchst du.
Allerdings wird die Mitnahme von Zeug durch die maximale Zuladung deines Autos begrenzt, während du auf einem Festival eigentlich unbegrenzt viel Geld ausgeben kannst (z.B. für Tattoos, Piercings, Bungeejumping, kurz für alle möglichen lebensgefährlichen und idiotischen, aber schweineteuren und hauptsächlich für Männer coolen Dinge)

Für eine genaue Packliste sei auf Sekundärliteratur hingewiesen ( z.B. www.parkrocker.net „ ich packe meine Rocksack....)
Trotzdem sollte man durchaus mitdenken was man einpackt: Zuladung für Unterwäsche und warme Kleidung wird oft gegen Dosenbier getauscht, was sich oft genug als Fehler erweist.
Auch Dinge wie: Fernseher, Kühlschrank, Toaster, eigener Dönerspieß sind zwar alle sehr schön und nützlich, aber dafür brauchst du den Stromgenerator deiner örtlichen freiwilligen Feuerwehr.
Und die haben dann u.U. ein Problem wenn deine Wohnung brennt, weil deine Mutter die (koreanische) Bedienungsanleitung deines niegelnagelneuen DVD Rekorders nicht verstanden hat und sie für dich die live Fernsehübertragung von Rock am Ring auf VHS brennen wollte.

Auf jeden Fall sollte auch VORHER geklärt werden wer, wo, mit wem in welchem ZELT (ja ganz wichtig!!! ) schläft.
Zelte sind wichtig, Zelte sind toll: Sie brauchen wenig Platz, sind leicht in 1 bis 2 Stunden aufzubauen, bieten uns Schutz vor Regen (wenn es nicht zu lange regnet), und dunkel ist`s darin auch. Tagsüber bei Sonnenschein sind sie auch als kleine private Sauna nutzbar und wenn’s kalt ist kann man sie als riesigen Kühlschrank, in den man hineinkriechen kann, benutzen.
Zu beachten ist hierbei: „Tent for 3-4 P“ heißt keineswegs, dass sich in diesem Zelt 3-4 Personen aufhalten können. Das heißt lediglich, dass es mit 3-4 PYGMÄEN bestückt werden kann, ohne dass diese ersticken.
Schlafsäcke sind auch toll: Sie haben oft lustige Namen wie: Himalaya, Mt. Everest, Ural oder Mt. McKinley. Der Schluss, dass diese Schlafsäcke hochgebirgstauglich sind, gilt nur bei Außentemperaturen von über 15 Grad: Dann liegt die Innentemperatur des Schlafsacks bei gemütlichen 35 bis 40 Grad.
Sobald die Außentemperaturen jedoch gegen 0 Grad gehen ( JA das geht auch noch im JUNI, am Nürburgring), frieren zuerst die Reisverschlüsse deines Schlafsacks zu und du fühlst dich langsam aber sicher wie der tiefgefrostete Spinat, der seit 3 Jahren in deinem Kühlschrank liegt.
Je nach Grad deiner Verweichlichung solltest du auch noch eine platzraubende Isomatte, oder eine (hochwertige) Luftmatratze mitnehmen. Letztere sind zwar für Weicheier, aber das kannst du wieder Wett machen indem du die Luftpumpe vergisst. Ihre großen Vorteile sind das platzsparende Format, Luxus beeindruckt deinen One Night Stand, und sie schwimmen auf Wasser. Das weiß jeder zu schätzen der mal auf einem Festival war, wo es 3 Tage am Stück geregnet hat.
Neuere Zwitterformen wie selbstaufblasbare Isomatten sorgen regelmäßig für eine Mordsstimmung beim zusammenpacken....

Zu 3 monetäres Kapital:
Prinzipiell solltest du den größtmöglichen Vorrat an einheimischen Zahlungsmitteln mitnehmen. Raffgierige Fressbudenbesitzer nehmen zwar auch dein letztes Hemd, aber wenn du mit Kopeken oder Goldbarren bezahlen willst, könntest du beim Rausgeld ziemlich beschissen werden.
Für Schwaben und arme Abiturienten/ Studenten: Ihr könnt natürlich auch selber kochen, dabei muss man jedoch mit einigen Gefahren rechnen: Wenn`s heiß ist, dann solltet ihr ab dem 2. Tag eure Steaks erst mal von einem Haustier (Hund, Katze, ahnungsloser Besoffener der sein Zelt sucht) testen lassen. Wenn es überlebt, dann ist die Samonellenkonzentration noch unter dem kritischen Wert.
Bei Regen und Kälte kann die Ehre, Grillmeister zu sein, schnell dem Gefühl weichen, ein Einwohner Äquatorialafrikas zu sein, der im Lendenschurz auf einem Gletscher in Grönland steht und verzweifelt in einem Schneesturm mit 2 Streichhölzern und 1 Stückchen Holz versucht ein Stück tiefgefrorenes Mammut zu grillen.
Der einzige Job der dann noch undankbarer ist, ist „Schirm über den Grill“ Halter, da man selbst im Regen steht, den ganzen Rauch in die Augen bekommt und die Fettspritzer so schrecklich im Gesicht brennen. Diese wichtige Aufgabe eignet sich also optimal zur Bestrafung von unwilligen Partyverderbern. (man kann natürlich auch ein Gartenzelt mitnehmen, aber das wäre zu teuer für den schwäbischen Studenten..)

Da wir gerade beim Grillen sind: Zum Thema Grillanzünder gibt es die unterschiedlichsten Erfahrungen und ist somit eigentlich ein Kapitel für sich. Nur soviel: Von „Echte Männer brauchen keinen Grillanzünder“ (das dauert) bis „schütt mehr, noch mehr, MEHR Mann“ (diese Stichflamme, Krebsspätfolgen...) hab ich schon alles gehört und es ist NIE gutgegangen.
I.d.R. fühlen sich so ein paar Neandertaler immer dazu berufen freiwillig zu zündeln. Da kann man dann getrost ein paar Bier trinken gehen....
 

puni

dauerdichter Forumskaschper
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wow der prakrocker als sekundärliteratur ;)
weiter machen! ;)
 

god of thunder

Parkrocker
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Wie versprochen heute Teil 3:

Kapital 3: Das Hinkommen

Nachdem du mit sämtlichen Arten von Kapital deinen Golf 1 mit 390849 KM total überladen hast, du und dein dringend benötigter Feuerlöscher aber nicht mehr reinpassen, geht die Diskussion wer mit welchem Auto fahren muss von vorne los.
Verständlicherweise will niemand mit seinem eigenen Auto fahren, da man ja davon ausgeht das auf Festivals genauso viele Idioten rumlaufen, die wie du an Sylvester Außenspiegel abgebrochen und 3 Schicht Metallic Lackierungen verkratzt haben.
In der Regel gibt es dann eine ziemlich lange und hitzige Diskussion, die am besten 1 Woche VOR Abfahrt beendet sein sollte. Meistens trifft es das schwächste Glied in der Kette, nämlich denjenigen mit dem geringsten Selbstbewusstsein, oder derjenige der der fanatischste Fan ist, der unbedingt die Red Hot Chilli Peppers sehen will. Oft wird mit unfairen Mitteln gekämpft wie: „Tja wenn du nicht fährst, dann fahrn wir halt gar nicht“ oder „Mein Auto ist in der Werkstatt“
Alles in Allem ein hervorragendes Beispiel wie man es nicht machen sollte. Es sollte rational nach folgenden Kriterien beschlossen werden: Wessen Auto ist am besten versichert ? Welcher Wagen hat ausreichend Platz ? In welchem Auto besteht die größte Wahrscheinlichkeit heil ans Ziel zu kommen ? Hat der Wagen auch genug Power um hinterher aus dem 2 Meter tiefen Schlammloch, den man als Parkplatz bezeichnet hat, wieder herauszukommen ?
Kurz gesagt es läuft auf den nagelneuen „60.000 € Jeep Grand Cherokee Overland Limited“ deines Vaters heraus. Da sein neues Protzauto bekanntlich sein liebstes Familienmitglied ist, muss man ihm eines solchen Entschluss möglichst schonend beibringen. Am besten für ihn ist es, wenn er a) in Neuseeland in Urlaub ist b) Man ihm sagt, man fährt mal schnell zum Supermarkt oder c) Man behauptet man würde seine Lieblings-Erb-Oma besuchen.
Alle 3 Möglichkeiten ziehen jedoch im Falle der Entdeckung der Wahrheit ziemlich hässliche Folterstrafen nach sich.
Fett wäre es natürlich, wenn du a) einen anderen coolen Vater hast b) dein bester Kumpel einen 2. Benz für solche Gelegenheiten hat c) wenn du einen „Hummer“ der US Armee hättest ( einfach nur weil es endcool ist, und der Wagen nur durch einen Raketenwerferangriff beschädigt werden kann) d) einen alten, aber gut gepflegten VW Bus oder ein Wohnmobil ( persönlicher Wunschtraum) hast.

Man sieht schon, dass die Wahl des Fortbewegungsmittel eine ziemlich heikle Sache ist. Zur Alternative stehen noch die Bahn, das Flugzeug, oder ein Mietwagen ( letztere für die Festival Yuppies). Die Bahn oder das Flugzeug haben jedoch den Nachteil, dass man, wenn man aussteigt und es immer noch 50KM zum Festivalort sind, so wie ein total überladener mexikanischer Packesel aussieht, welcher ein Bierfass vor sich herrollt. (Für dein Gepäck hast du eh ein eigenes Abteil mieten müssen, bzw. im Flugzeug 1589 € Zuschlag wegen Überbeladung zahlen müssen)
Manchmal fahren auch lustige Partybusse von deiner Stadt aus direkt zu den Festivals. Jeder der schon mal mit Rainbow-Tours in Lloret del Mar war, weiß wie „extrem spaßig“ das ist...
Alternative Mobilitätsformen wie:
- Fahrrad ( Yeah wie der Drummer von Metallica, Jan Ulrich.....)
- Lastkamel, Lastelefant (schindet mordsmäßig Eindruck, die Nachteile überwiegen jedoch...)
- Hubschrauber ( geht’s noch? Du organisiert doch eh dein eigenes Festival in deinem Privatpark...)
Sollen hier nicht weiter diskutiert werden

Nachdem ihr den Mercedes Bonz SXL 900 eures Nachbarn gestohlen habt, fängt nun die leidige Diskussion um`s fahren an. Niemand will fahren, aber einer muss. Oft wird der Fahrer durch das „Last man standing“ Prinzip bestimmt, indem man vor der Abfahrt einen trinken geht und derjenige der danach noch am geradesten laufen kann fahren muss.
(Wenn Ihr schon Probleme habt einen Fahrer für die Hinfahrt zu finden, dann ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch, dass ihr nie mehr zurückkommt, da zum zurückfahren erst recht niemand mehr Lust hat)
Für eine zivilisierte Lösung des Fahrerproblems sind folgende Punkte von Bedeutung:
- Wer kriegt am meisten Haue, wenn dem Wagen was passiert ?
- Frauen können entgegen manchem Vorurteil sehr wohl Auto fahren, aber Karten lesen können sie auf gar keinen Fall !
- Wer hat die wenigsten Punkte ?
- Wer hat die meiste Erfahrung im Fahren, wobei der Taxifahrer als hervorragende Wahl gilt, Siggi der Baggerfahrer allerdings nicht.

Es dämmert schon langsam und Ihr habt euch endlich geeinigt ? Toll, aber jetzt heißt es vorsichtig fahren: So manche euphorische Vorfreude hat schon nach 2 KM Fahrt Auffahrunfälle verursacht. ( Ihr wolltet an der Tanke schnell noch ein paar Bier holen, da 30 Liter/ Person für die Fahrt definitiv zu wenig sind...)
So schön es für die Mitfahrenden sein mag, sich bereits auf der Fahrt bis zur Halskrause vollzuschütten und dabei „Fear Factory“ Songs bei 180DB mitzugröhlen, so sollte doch der bemitleidenswerten und verantwortungsvollen Position des Fahrers gedacht werden. Denn dieser versucht verzweifelt einen 3KM langen LKW Konvoi zu überholen, der euch die Ausfahrt versperrt. Weil ihm niemand hilft, schaut er mit einem Auge auf die Straßenkarte und mit dem anderen bewundert er den Stau im Rückspiegel den er verursacht...Außerdem muss er sich den Angstschweiß von der Stirn wischen und anschließend das Bier aus dem Nacken, nicht zu vergessen das Gemoser der Mitreisenden, wann man endlich da sei, oder ob man nicht mal Pause machen kann, weil das Bier schon wieder alle ist.



Weitere Überlebenstips:

- wer früher fährt, kommt früher an; nicht aber unbedingt wer schneller rast (die Mädels auf der Rückbank haben von deinem Fahrstil schon oft genug reihern müssen und NEIN das beeindruckt sie nicht, für sie bist du ein total rücksichtsloser A....)
- Im Konvoi zu fahren ist extrem stressig. Es sieht zwar sehr schick aus, wenn man mit 3 roten 3er Golfs hintereinander einfährt, aber aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Auffahrunfälle auch noch 1 KM vor dem Zeltplatz stattfinden können. Das senkt die Laune bei allen beteiligten 3er Golf Besitzern...
- Wer an seinem Führerschein hängt, sollte Mitreisenden verbieten, bereits im Auto die Bong anzuzünden. Auch steigt die Gefahr eines Unfalls stark an, wenn der Fahrer bei 180 KMH durch den Nebel nach hinten schaut und euch anschreit ob ihr eigentlich noch ganz dicht seid...
- Jeder, der als Kind mit seinen Eltern in Urlaub fahren musste, weiß das manche extrem langweiligen und nervigen Vorschläge jede Autofahrt zu einem absoluten Höllentrip machen können. Vor allem folgende Sätze bieten jede Menge sozialen Sprengstoff:
- „Lass uns doch noch n` Abstecher bei Tante Helga machen..“
-„Halt mal an, ich muss mal“ –„Wir sind doch grade erst losgefahren, vor Moskau
halt ich jetzt nicht mehr“
-„Mir ist langweilig, lasst uns lustige Autokennzeichen raten..“
 

siggi

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Hab gerade erst den ganzen Text auf einmal durchgelesen und muss sagen, der taugt mir voll! :smt023
Willst du das ganze Mal als Buch veröffentlichen oder wie?